Wie leider zu erwarten war, hat der Rat der Stadt Gifhorn in seiner Sitzung vom 17.06.2024 eine Chance vertan für echte Gleichberechtigung und die Gleichstellung aller Geschlechter zu sorgen.
Es wurde eine neue Schützenordnung für das Schützenfest beschlossen, nach der das Herzstück des Schützenfestes, nämlich das Schießen, an die beiden Schützenvereine ausgelagert wird. Diese wollen dann künftig auf zwei Scheiben schießen lassen und einen König und eine Königin ausrufen.
Damit werden jedoch weiterhin alle Menschen ausgeschlossen, die sich dem mittlerweile etablierten dritten Geschlecht "divers" angehörig fühlen. Diese müssten sich für eine "männliche" oder "weibliche" Scheibe entscheiden und wäre daher gezwungen, sich für eine Geschlechtskategorie festzulegen. Nun gibt es aber auch Menschen in unserer Gesellschaft, die das nicht können/wollen.
Das Schützenfest der Stadt Gifhorn läuft seit jeher unter dem Motto von Eintracht & Bürgersinn. Weder ist in dieser politischen Kompromisslösung eine echte Eintracht zu erkennen, noch ein echter Sinn für alle Menschen, die in Gifhorn leben (damit auch besonders queere und nicht-binäre Menschen). Wieder einmal werden Menschen mit einem anderen oder keinem Geschlecht von vorneherein ausgeschlossen. Berücksichtigung und Wertschätzung von echter Vielfalt ist das nicht.
Dieser Kompromiss mag juristisch (noch) wasserdicht sein, ist jedoch menschlich und politisch als "Schuss nach hinten" zu betrachten. Inklusion und Vielfalt wird mit einem Verweis auf die Deutsche Schützenordnung abgewischt. Jedoch lebt der Deutsche Schützenbund selbst Vielfalt und eine Gleichbehandlung aller Geschlechter vor. Das wird in Gifhorn jedoch nicht gesehen.
Begründet wird der Ausschluss von diversen Menschen auch damit, dass es ja nicht sehr wahrscheinlich sei, dass diese am Königsschießen teilnehmen würden. Es geht bei echter Diversität und dessen Umsetzung aber nicht um Wahrscheinlichkeiten, sondern darum alle Menschen von vorneherein offen einzuladen und ihnen die Möglichkeit einer starken und gleichberechtigten Teilnahme zu ermöglichen. Das ist hier nicht der Fall.
Für uns ist dies ein fauler Kompromiss, der unter dem Deckmantel der Tradition auf einem "so war es schon immer" beharrt und damit eine echte Wertschätzung von Vielfalt und vorgelebter Gleichberechtigung versagt.
Wir fordern daher nun die beiden Schützenvereine der Stadt Gifhorn auf eine echte Regelung zu finden, die diverse Menschen von Beginn an berücksichtigt und diesen eine gleichberechtigte und zwanglose Teilnahme am öffentlichen Königsschießen ermöglicht. Das ist jetzt nicht der Fall.
Da das Herzstück des Schützenfestes nun weiter diverse Menschen ausklammert, können wir eine Teilnahme am Schützenumzug am Sonntag, wie es ebenso Tradition für Gifhorner Vereine ist, nicht mehr begründen und sage diese damit ab.
Wir hoffen sehr, dass die Schützenvereine, nun Ausrichter des Königsschießens, sich ihrer Verantwortung bewusstwerden und echte Regelungen finden, um diversen Menschen eine gleichberechtigte Teilnahme zu ermöglichen.